Ein Plädoyer für den Link im Web

Das Internet ist eine grossartige Erfindung. Schaut man genauer hin, liegt die grosse Innovation in einem für uns heute sehr alltäglichen Ding: dem Link. Und genau dieser Link droht unter die Räder zu geraten.

Links
Bild: Thomas Mauch

Das Internet ist ein Stück Infrastruktur. Mit HTML können Texte, Gedichte, Lieder oder Videos abgespeichert und zugänglich gemacht werden. Erst der Link verbindet aber die Dinge und die Menschen dahinter. Jede Website macht das Internet etwas grösser, jeder Link macht es reicher, wie Doc Searls und David Weinberger in ihren New Clues schreiben.

Der Link ist die Grundlage aller Beziehungen im Internet, notwendig für alle die grossartigen Dinge, die wir heute vom Internet erwarten: Informationen austauschen, Menschen treffen, Neues lernen oder bessere Entscheidungen fällen.

Medien mögen Links nicht.

Der Link ist aber zunehmend in Gefahr – verschiedene Akteure im Web zeigen deutliche Geringschätzung. Da wären einmal Unternehmen – im Grunde alle davon, einige traditionelle Medienunternehmen stechen dabei heraus: Sie verlinken so wenig wie möglich. Ihre Motivation: «Wir haben sehr viel Mühe (und Geld) aufgewendet, um den Besucher auf unsere Website zu kriegen. Wieso sollen wir nun mit einem Link wegschicken?» Nach aussen lautet die Rechtfertigung häufig, dass man den Leser möglichst wenig ablenken wolle.

Eine sehr kurzfristige Sicht, meine ich. Denn schliesslich will man den Leser, die Besucherin, langfristig gewinnen. Dafür ist es am sinnvollsten, dem Leser alles zu geben, das irgendwie nützt. Er wird schon wieder kommen.

Apps als geschlossene Systeme

Mehr leidet der Link allerdings noch an einer zweiten Front: die Apps. Apps sind meist geschlossene Systeme – jeder App-Entwickler will, dass sich die Leute möglichst lange mit seiner App beschäftigen. Er zieht eine grosse Mauer um seinen Garten. Und verhindert damit, dass wir gemeinsam dieses Web weiter ausbauen. Wir werden, wie Snearls und Weinberger sagen, zu Usern. Wir verlieren unseren Status als «Macher» im Web.

Der Link hat aus dem Web das gemacht, was wir heute so schätzen. Er hat uns verbunden. Also tragen wir Sorge dazu und verlinken, wo immer es Sinn macht. Danke.

 


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