Widerstand gegen Neues und was Platon gegen die Schrift hatte

Wenn es um Innovation geht, gibt es in der Geschichte der Erfindungen viele schöne Geschichten über Widerstände, denen sich neue Dinge gegenüber sahen. Die Bahn zum Beispiel war ja alles andere als unumstritten: «So behaupteten technikfeindliche Ärzte, die durch das Reisen mit der Eisenbahn verursachte Reizsteigerung führe zu einer Überbelastung von Nerven und Gehirn.» Wer sich mit dem Internet, Online-Kommunikation oder gar Social Media beschäftigt, sieht sich heute ganz ähnlichen Bedenken gegenübergestellt. Sie sind auch häufig ähnlich fundiert…

Ganz besonders gefällt mir deshalb jeweils der Hinweis auf Platons Widerstand gegen die Schrift. Den Platon, einer der grossen philosophischen Schriftsteller, sah in der Erfindung des geschriebenen Wortes überhaupt keinen Vorteil. Im Dialog Phaidros lässt Platon seine Argumente durch Sokrates vertreten. Manuel Sattler hat die vier Hauptargumente zusammengefasst:

  1. Die Schrift schwächt das Gedächtnis und somit das Denken;
  2. Die Leser glauben zu verstehen, was sie gelesen haben. Ihr Wissen ist bloßes Scheinwissen;
  3. Derjenige der Fragen hat, sieht sich immer nur denselben Sätzen gegenüber;
  4. Ein Buch hat keinen speziellen Adressaten. Es kann sich nicht gegen Missverständnisse schützen.

Kommt einem ziemlich bekannt vor:

  1. Google macht uns dümmer, weil wir uns nichts mehr merken müssen;
  2. Oberflächliches Lesen bei Google und Wikipedia gibt uns das Gefühl, Dinge zu wissen;
  3. Die Filter Bubble des Webs verhindert, dass wir neuen und andersartigen Ideen ausgesetzt werden;
  4. Den Informationshappen im Web fehlt der Kontext und es wird kein Hintergrund geliefert.

Offenbar gibt es überall Innovation, ausser wenn es um Argumente gegen Innovation geht.

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(Artikelbild: Wally Gobetz bei flickr.com, CC BY-NC-ND 2.0)


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