Video ist auch ein Handwerk. Oder: Wieso dich ein Smartphone nicht zum Regisseur macht.

Jeder kann heute mit einem Smartphone ein Video für die Online-Kommunikation drehen. Aber was für Kompetenzen braucht es für die Videoproduktion? Und was davon sollten wir den Experten überlassen?

Bild: Michael Eugster

Mit Video in der Online-Kommunikation haben wir uns in den letzten Wochen hier auf dem Blog ausführlich beschäftigt. Wir sind überzeugt, dass bewegte Bilder in Zukunft eine überragende Rolle im Online- und Content Marketing spielen werden. Am Content Production Day vom 15. August 2017 haben wir mit unseren Gästen darüber diskutiert, was es für die professionelle Videoproduktion braucht, und ob nun tatsächlich jeder und jede von uns zum Filmer werden soll.

Unsicherheiten bei Technik und Storyboarding

Keine Frage: Mit einem Smartphone verfügt man über die technische Infrastruktur, um Videos zu drehen. Die Frage, die in der Runde auftauchte, war aber: Sollten wir alle das auch tun? Die einhellige Antwort: Im Grunde nein, weil das Produkt in den meisten Fällen professionellen Anforderungen genügen muss, und die Produktion effizient vor sich gehen sollte. Die Diskussion zeigte, dass vor allem zwei Bereiche bei «Amateuren» immer wieder Fragen aufwerfen.

Bei der Technik sind es praktische Dinge: Welche Smartphone-Einstellungen garantieren optimale Resultate? Was sind günstige Wege für den Datentransfer? In welchem Format produziert man die Inhalte für die verschiedenen Kanäle? Auch die Software für die Nachbearbeitung ist bei den meisten vorhanden, man kauft sie für einige Franken als App für iOS oder Android. Bloss: Wer hat die Zeit, aber auch die Skills, um ein Video professionell und eben effizient zu schneiden und aufzubereiten? Konzeptionell sahen die meisten unserer Gäste die Herausforderungen beim Storyboard: Wie strukturiere ich Inhalte in einem Video? Wie sieht der Ablauf aus? Und wie plane ich ein Shooting, bei dem ich einzelne Sequenzen nicht in der endgültigen Reihenfolge aufnehme?

https://www.facebook.com/tinklagmbh/videos/1892730927645866/

Stimmen aus dem Content Production Day (Video: Michael Eugster)

Video-Produktion ist ein Handwerk, das gelernt sein will

Für Urs Rey, Webcontent-Producer bei SRF, ist deshalb klar: Wohl hat jeder die Hardware, um Videos zu machen. Aber Videoproduktion ist eben auch ein Handwerk. In Urs’ Team bei SRF produzieren vier Leute Webcontent, insbesondere Videos für Radio SRF 1, 3 und Musikwelle. Für ihn besteht die konzeptionelle Vorbereitung eines Video-Drehs vor allem aus zwei Fragen: Was ist die Aussage, die das Video machen soll, welches Ziel soll damit erreicht werden? Und: Was sind Bilder, die diese Aussage veranschaulichen?

Mit diesen Antworten, so Urs, sei ein Grossteil der Vorbereitung erledigt – beziehungsweise daraus ergeben sich viele Detailantworten: Welche Szenen brauche ich? Wie organisiere ich das Shooting on Location? Welche Infrastruktur benötige ich?. Diese Informationen machen den Video-Dreh effizient. Es wird aufgenommen, was man für das Endprodukt benötigt – und nicht, wie das «Amateure» eben tun: So viel filmen, dass man in der Postproduktion sicher genügend Material hat.

Der Format-Tipp: Alles in 16:9 aufnehmen

Urs hat uns auch seinen «Trick» verraten, um am Ende für alle Kanäle das passende Format auszuspielen: Er nimmt alles im Format 16:9 quer auf, dem klassischen Fernseh-Format. Das liefert ihm das Rohmaterial, um in der Nachbearbeitung unterschiedliche Formate zu produzieren, etwa das bei Social-Media-Plattformen beliebte quadratische Format. Im Videoschnitt-Programm wählt er aus seinem 16:9-Rohmaterial pro Sequenz jeweils die passende Perspektive aus.

Video bleibt ein Lernfeld für Marketer

Abhängig vom Einsatzzweck, Qualitätsanspruch und der Zeit, die man zur Verfügung hat, wird der «Selbstdreh» vielfach der geeignete Weg sein. Aber: Die professionelle Videoproduktion bleibt ein gutes Stück weit eine Angelegenheit der Experten und Expertinnen. Marketing- und Kommunikationsfachleuten empfehlen wir aber weiter, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Auch als Auftraggeber hilft es, eigene Erfahrungen im Umgang mit dem Medium zu machen. Ein Tipp von Urs: Videos schauen: Er selbst lernt viel auf diese Weise – «Abluege» bei anderen.

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tl;dr

Kommunikationsfachleute müssen sich mit Videos auseinandersetzen und dazu lernen. Selbst experimentieren hilft. Für alles andere gibt es Profis.[/violett_box]


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Kommentare

2 Antworten zu „Video ist auch ein Handwerk. Oder: Wieso dich ein Smartphone nicht zum Regisseur macht.“

  1. Avatar von Christian Mossner

    Schön, dass ihr euch mit dem Medium Video beschäftigt. Teile eure Erkenntnisse.
    Aller Anfang ist schwer. Dejenigen, die nicht aufgeben, werden zu den Gewinnern gehören.
    Insbesondere muss auch der Auftritt vor der Kamera geübt werden. Wer sich zum ersten Mal sieht und auch hört, erlebt einen „kleinen Schock“. Dieser muss überwunden werden.

  2. Avatar von Jeanine
    Jeanine

    Judith Steiner hilft! Vieles lässt sich selber produzieren. Es braucht nur Basiswissen und Mut zum Ausprobieren. Dazu empfehle ich die Kurse und Tutorials von Judith Steiner (http://judithsteiner.tv/) – fachlich top, unaufgeregt und gespickt mit jahrelanger Erfahrung. Für weitere Videohöhenflüge dürfen gerne die Profis ans Werk.

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