Storify als Lerninstrument

Storify gehört zur Gattung der Curation Tools. Curation ist das Hypethema der letzten drei Jahre, insbesondere im Journalismus: Die Aufgabe der Medien bzw. eines Journalisten sei es eben auch, Informationen und News zu sichten und in einen Ablauf zu bringen, Kontext herzustellen oder Zusammenhänge aufzuzeigen. Das ergibt dann ganz famose Diskussionen über die Zukunft des Journalismus, der Medien, yadiyadiyaa. Lassen wir das hier.

Dieser Trend «Curation» hat nun Tools hervorgebracht, die sich hervorragend für ganz verschiedene Dinge brauchen lassen, nicht nur für die Medienarbeit. Das Prinzip von Storify ist einfach: Storify bietet eine leere Leinwand, darauf platziere ich Schnipsel aus dem Internet. Diese Schnipsel können von Twitter stammen, eine URL, ein Foto von Flickr. Diese Ausschnitte kann ich als Storifier mit zusätzlichem Text versehen, kommentieren und ergänzen.

Ereignisse dokumentieren

Ereignisse, über die im Web geredet wurde, lassen sich so zu einer Geschichte machen. Als Beispiel: Hier haben die Leute von NZZ Labs eine Podiumsdiskussion mit Storify nacherzählt und dokumentiert. Sie haben die Tweets der Teilnehmer und des Publikums verwendet, in einen für sie sinnvollen Ablauf gebracht und so die Geschehnisse während des Anlasses dokumentiert.

Wissen sammeln und zugänglich machen

Ich habe Storify bisher für zwei Arten von Blogbeiträgen verwendet. Der erste Beitrag war die pokeRT Bibliothek: Während einer Podiumsdiskussion zum Thema «Zukunft des Buchmarktes» haben wir das Publikum aufgerufen, aktuelle Buchempfehlung via Twitter zu teilen. Während der Diskussion kamen rund 40 Empfehlungen und Buchtipps zusammen. Das altbekannte Problem bei Twitter: Da herrscht immer etwas Unordnung und die Tweets sind via Twittersuche nur eine begrenzte Zeit zugänglich. Also habe ich alle Tweets mit Buchempfehlungen gesammelt, einen Storify-Beitrag daraus gemacht und das Ganze hier als Blogbeitrag veröffentlicht.

Mein Lernjournal

Meine zweite Anwendung ist meine Leseliste – die Beiträge auf diesem Blog «Diese Woche gelesen». Während der Woche gehe ich meine RSS Feeds durch, besonders lesenswerte Beiträge gebe ich via Twitter weiter. Am Ende der Woche siebe ich nochmals: Was ist auch über die Woche hinweg «gültig» bzw. besonders lesenswert? Da bleiben vielleicht fünf bis sechs Artikel oder Blogpostings übrig. Diese Artikel stelle ich via Storify zu einer Liste zusammen und veröffentliche sie hier auf dem Blog.

Wie die beiden Beispiele zeigen, nutze ich Storify weniger für die Medienarbeit als vielmehr als Wissensmanagement- und Lerninstrument. Die pokeRT-Bibliothek ist ein Beispiel für das Sammeln von Wissen, damit es für andere Menschen zugänglich und nutzbar wird. Meine Leseliste ist nichts anderes als eine Dokumentation meines eigenen Lernprozesses: Storify wird zu meinem Lernjournal.

Storify im Unterricht – weshalb nicht?

Im Bereich Lernen und Ausbildung kann ich mir noch einige weitere spannende Anwendungsmöglichkeiten vorstellen: Schüler können ihre Recherchen zu einem Thema in Geschichte so dokumentieren. Oder ich könnte während eines Kurses nicht anwesende Twitternutzer um einen Input zu einem Thema bieten und mit Storify dokumentieren.

Natürlich – zu einem guten Teil geht das auch ohne Storify. Ich könnte die Lesehinweise als «herkömmliche» Links hier posten oder Tweets via Link einbinden. Storify macht es allerdings sehr einfach. Die Anwendung lässt sich intuitiv nutzen, ist in wenigen Minuten «betriebsbereit» und bietet die Möglichkeit, nicht nur auf Storify zu veröffentlichen, sondern einen Beitrag auch direkt als Blogbeitrag hier zu veröffentlichen.

» Mehr lesen: Martin Weigert bei netzwertig.com über Storify

(Bild: Story Road, umjanedoan auf flickr.com, CC BY 2.0)


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Kommentare

Eine Antwort zu „Storify als Lerninstrument“

  1. Avatar von dieta

    Und überhaupt: Microblogging via Twitter ist ja auch irgendwo Blogging, das sich nicht zuletzt als Grundlage für kuratierte Geschichten z.B. mit storify sehr gut eignet. Ich habe selbst zwei Stories auf diese Weise zusammengestellt, eine über den Auftritt von EU-Kommissarin Neelie Kroes und eine über Eben Moglens Warnung vor einer Versklavung durch das Internet als Folge zu mächtiger Plattformen . Bei der Sichtung der Socialmediastreams auf der Suche nach brauchbaren Geschichtenbausteinen ist mir etwas aufgefallen: Die Tweets, die aus einer unmittelbarer Wahrnehmung heraus geschrieben wurden, waren bei beiden Themen nahezu an einer Hand abzuzählen. Selbst bei den Bewertungen zirkulierten hunderte Retweets aber nur sehr wenige originale Einschätzungen. Ist auch bequemer, den “Retweet to your followers”-Button zu drücken als selbst microzubloggen. Man sieht: selbst in der Miniatur von Twitter spiegelt sich das von Lobo im großen Kontext bedauerte Muster. Brutal gesagt, wird auf diese Weise selbst die Wahrnehmung und Meinungsäußerung zur geborgten Subjektivität. Aus drei, vier originalen Tweets wird aus der Timeline jener für den Retweet auserkoren, für den man sich am ehesten erwärmen kann. Multiple Choice-Authentizität, mit dem man seinen Followern zu verstehen gibt: Ich habe mich geäußert, Thema durch.

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