Social Media und KMU: Der erfolgreiche Start

Viele KMU fragen sich, ob sie Social Media nutzen sollen. Twitter, Blogs und Facebook bieten tatsächlich Möglichkeiten, die bisher nicht oder nur mit hohen Kosten umzusetzen waren. Eine verlockende Gelegenheit, also, die aber einiger Vorüberlegung bedarf.

Dazu will ich Sie ermuntern. Es braucht kein elaboriertes Strategiepapier. Für den Start reicht es, einige Kernfragen zu beantworten. Zuerst die wichtigste Frage: Welches Ihrer Unternehmens- und Kommunikationsziele wollen Sie mit Social Media unterstützen? Social Media-Kommunikation bedeutet Arbeit und die muss sich am Ende lohnen. Hier Beispiele für Ziele, die Sie mit Social Media besser erreichen können.

Twitter: Martin Schmid ist Unternehmensberater für Personalfragen. Er will sich in seinem Gebiet als Experte positionieren. Er nutzt Twitter und versorgt seine Follower mit Hinweisen auf interessante Weblinks oder neu erschienene Bücher. Bereits nach einigen Monaten ist er auf Twitter zu einer nützlichen Infoquelle geworden. Unter seinen 300 Followern befinden sich rund 50 HR-Spezialisten aus verschiedenen Unternehmen.

Blogs: Die Müller AG ist ein Onlineshop für IT-Zubehör, in dem vor allem IT-Verantwortliche von KMU einkaufen. Die Kunden sehen sich einer wachsenden Anzahl Produkte und einer zunehmenden Komplexität gegenüber: Welcher Toner ist der richtige, mit welchem Server erweitere ich unser Netzwerk und so weiter. Um die Kunden zu unterstützen, publiziert die Müller AG in einem Blog Tipps zu neuen Produkten, Checklisten zu der Wahl der richtigen Komponente und beantwortet in den Kommentaren auch Fragen.

Facebook: Hans Meier ist Küchenbauer und zählt viele Hausbesitzer zu seinen Kunden. Sein Geschäft lebt davon, dass er von zufriedenen Kunden weiterempfohlen wird. Neue Küchen werden deshalb professionell fotografiert und mit Einverständnis der Kunden auf Meiers Facebook-Seite publiziert. Diejenigen von Meiers Kunden, die ebenfalls auf Facebook sind, können auf einfache Weise Fotos ihrer neuen Küche mit Freunden und Verwandten teilen. Hans Meier macht es seinen Kunden einfach, ihn weiter zu empfehlen.

Newsletter: Die Bildungs AG ist ein privates Weiterbildungsinstitut für Führungskräfte. Geschäftsführer Hans Kull will nach einem Seminar den Kontakt mit Teilnehmern aufrecht erhalten. Falls diese Kunden in einem Jahr wieder eine Weiterbildung suchen, sollen sie sich zuerst an ihn erinnern. Er versendet deshalb jeden Monat einen Newsletter mit fachlichen Inputs, Tipps und Tricks für Führungskräfte und Hinweise auf neue Bücher. Die Beiträge des Newsletters werden auch auf seinem Blog veröffentlicht.

Mit diesen Beispielen will ich zeigen, dass sich mit Social Media Kommunikations-Massnahmen umsetzen lassen, die bisher nicht oder nur mit hohen Kosten umzusetzen waren. Zusätzlich verfügen alle diese Kanäle über interaktive Features, die den Dialog ermöglichen. Sie können sich direkt mit Ihren Kunden unterhalten.

Haben Sie also ein Ziel im Kopf, geht es um Zielgruppen und Inhalte. Mit wem wollen Sie sich unterhalten und was schafft diesen Menschen einen Mehrwert? Diese Herausforderung gilt für alle obengenannten Beispiele: Die Menschen hören Ihnen nur zu, wenn Sie Interessantes zu erzählen haben. Mit folgenden Hinweisen können Sie sich Antworten nähern.

Ihre Gesprächspartner: Überlegen Sie sich, wer Ihren Blog oder Ihre Facebook-Seite lesen soll. Denken Sie an reale Personen aus Ihrem Kunden- oder Bekanntenkreis. Beschreiben Sie diese Leute: Wie ist ihr Name, wie alt, familiäre Umstände, berufliche Interessen, Hobbies und so weiter. Überlegen Sie, wie diese Leute das Internet nutzen. Wenn Sie sechs bis acht Personen zusammen haben, haben Sie einen guten Überblick über Ihre zukünftigen Gesprächspartner im Social Media.

Was bringt’s: «Ich lese diesen Blog, weil…» oder «Ich folge ihm auf Twitter, weil…»: Was würden Ihre Gesprächspartner auf diese Fragen antworten? Was ist der Nutzen, den diese Menschen aus Ihren Social Media-Aktivitäten ziehen? Versuchen Sie, so konkret wie möglich zu sein und sich zu überlegen, was diese Menschen anders oder neues machen, nachdem sie ihren Blogbeitrag gelesen haben.

Form und Inhalt: Nun können Sie Kanäle, Form und Inhalte bestimmen. Wenn sich ein Grossteil Ihrer Gesprächspartner auf Facebook bewegt, kann das ein Kanal sein. Wenn diese Menschen Hintergrundwissen in Ihrem Wissensgebiet suchen, wäre ein Blog passend: Im Fall eines Küchenbauers etwa zu Unterhalt und Pflege einer Küche oder mit Rezepten, die in der neuen Küchen umgesetzt werden können.

Ressourcen: Denken Sie gut darüber nach, wieviel Zeit Sie für Social Media-Aktivitäten zur Verfügung haben. Es kann sehr schnell sehr aufwändig werden. Entscheiden Sie sich für ein Vorhaben, dass in Ihr Zeitbudget passt. Einen Blog zu führen ist ein langfristiges Vorhaben – Sie müssen also auch in sechs Monaten noch Zeit dafür haben. Das ist kein Grund, gar nicht damit anzufangen. Bloss die Aufforderung, sich Realistisches vorzunehmen.

Erfolgskontrolle: Setzen Sie sich Ziele, die Sie erreichen wollen. Quantitativ können Sie Zugriffe auf Ihren Blog oder die Fans auf Facebook messen. Wichtiger sind qualitative Feedbacks: etwa die Kommentare auf Ihrem Blog oder die Retweets Ihrer Twittermeldungen. Versuchen Sie herauszufinden, was am Ende am meisten zählt: Den Einfluss Ihrer Social Media-Arbeit auf den Umsatz. 20 Leads mehr pro Jahr, eine Küche mehr verkauft, fünf neue Teilnehmer im Kurs oder ein umfangreiches Beratungsmandat: Social Media braucht Zeit, Aufbauarbeit und Geduld. Gerade für KMU kann es sich aber auch schnell lohnen.

Dieser Text erschien erstmals im aiciti / topsoft-Special der Handelszeitung vom 5. Mai 2011


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