Manager und Medienkompetenz

Online ist die Zukunft. Über die Medienkompetenz von Managern.

«Online ist die Zukunft.» Höre ich diese Aussage im Jahr des Herrn 2014 von einem CEO oder einer Managerin, stellen sich meine Nackenhaare auf. Und ich stehe jeweils kurz davor zu sagen: «Unter welchem Stein haben Sie die letzten fünf Jahre geschlafen?»

Online ist nicht die Zukunft. Online ist heute.

Wenn du diesen Blogbeitrag liest, ist die Chance gross, dass du zu meiner Filterblase gehörst. Vermutlich trägst du ein Fitbit und kommunizierst mit deinen Arbeitskollegen via Google+. Aber: Der grosse Teil der Manager da draussen hat sich noch nicht an dieses Ding namens Internet herangetraut. «We need to rethink our strategy of hoping the internet will just go away» ist der Text eines beliebten Cartoons. Ich finde es nicht lustig.

Die digitale Kompetenz der Bevölkerung, insbesondere von Jugendlichen, ist ein beliebtes Thema in Forschung und Medien. Was ich aber selten lese, sind Studien zur Online-Medienkompetenz von Entscheidungsträgern in Unternehmen und Organisationen. Das ist schade, weil ich vermute, solche Studien würden massiven Handlungsbedarf aufzeigen.

«Wir müssen etwas online machen.»

Die langsam dämmernde Einsicht, dass dieses Internet bleiben wird, ist das eine. Aber die Erkenntnis hilft nicht, neue Ideen zu finden. Der durchschnittliche Manager glaubt, ein Entscheider sein zu müssen. Also entscheidet er in der Regel Dinge wie «Wir müssen online etwas machen». Diese Vorwärtsbewegung würde ich begrüssen – wenn sie von einem kleinen Funken Kompetenz oder der geringsten Idee, was man denn online machen müsste, begleitet wäre.

Das Internet verändert deinen Markt

Dieses Internet trifft viele Unternehmen in einer fundamentalen Art. Es ist nicht dasselbe wie damals der Fax, der eine schnellere Art der Kommunikation mit sich brachte. Es ist nicht eine Rahmenbedingung, die sich ändert. Das Web verändert nicht nur den Vertriebsweg.

Das Internet ändert Produkte, Kunden und die eigene Organisation. Das Internet verändert den Markt.

Entsprechend finden sich keine Lösungen, wenn die obersten Entscheidungsgremien nicht eigene Erfahrungen und später eigene Ideen einbringen. Die Online-Kompetenz lässt sich nicht einfach delegieren oder zukaufen; sie muss erarbeitet werden. Ich sehe aber häufig wenig Bereitschaft dafür.

PS: Beobachtungen dieser Art mache ich vor allem bei Managern, also Führungskräften im Angestelltenverhältnis. Bei Unternehmern treffe ich vielfach auf deutlich mehr Wissensgier und Spass an Veränderungen.


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Kommentare

4 Antworten zu „Online ist die Zukunft. Über die Medienkompetenz von Managern.“

  1. Avatar von Erich
    Erich

    Es ist halt einfacher etwas Neues abzustreiten oder schlecht zu reden wie sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Innovativ zu sein.

    Es geht darum neues zu schaffen und nicht bestehendes wieder in die richtige Richtung zu „managen“. Dies sind ganz andere Anforderungen an die Personen, Denkhaltung und Prozesse.

    Das Gute an dieser Situation ist, dass die Zeit dieses Problem von selber löst. An einem Ort schneller, am anderen Ort etwas langsamer. An einem Ort mit gnadenloser Brutalität, am anderen Ort mit einem Happy End.

    Ja, und treffen tut es so oder so immer nur die anderen, wir machen ja seit Jahren alles Gut. Das zeigen ja unsere Zahlen.

    1. Avatar von Thomas Mauch
      Thomas Mauch

      Im Moment erlebe ich häufig, dass gar nicht abgestritten wird – es ist sozial heute nicht mehr erwünscht, „gegen“ online zu sein. Das darf man nicht mehr sagen, so die Meinung vieler.

      Ich bin häufig erstaunt über das Desinteresse und die gewollte Ignoranz, die die Leute an den Tag legen. Ich meine: Es ist ihr Job, sich darum zu kümmern!

  2. Avatar von Christoph Hess

    Die erwähnte Studie „Online-Medienkompetenz von Entscheidungsträgern in Unternehmen und Organisationen“ würde mich auch interessieren!

    Manchmal denke ich, dass solche Leute vielleicht keine Berater, sondern Psychologen bräuchten, die sie an die Tatsache gewöhnen, dass Hierarchien langsam auf den Kopf gestellt werden? Dann werden die Macher den Ton angeben, und nicht mehr die Entscheider?

    Ein tolles Buch von Alexis Ohanian (Mitgründer von Reddit) trägt wohl deshalb den Untertitel „How the 21st Century Will Be Made, Not Managed“: http://www.amazon.de/Without-Their-Permission-Century-Managed/dp/1455520020

  3. Avatar von Thomas Mauch
    Thomas Mauch

    Danke für den Tipp, Christoph.

    Ich denke auch, mehr Beratung im Sinne von Tools und Funktionsweisen braucht es nicht. Irgendwie fehlt das tiefergehende Verständnis für die Wirkung bzw. die Veränderungen, die verursacht werden. Was das ist, darüber müsste man sich auch mal Gedanken machen, stimmt.

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