Netzneutralität

Netzneutralität: Don’t you mess with my Datennetz

Die Netzneutralität wird in der Schweiz seit Monaten diskutiert, diese Tage haben sich die Netzanbieter mit einem gemeinsamen Vorstoss zu Wort gemeldet, die Vertreter der Digitalen Gesellschaft haben dazu Stellung genommen. Ich bin kein Spezialist für Netzneutralität, sehe aber, dass es ein Thema ist, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen.

Mir liegt dieses Internet am Herzen

Netzneutralität ist nicht unbedingt das Thema, mit dem ich mich am liebsten rumschlage. Gadget-Tests oder Wanderungen finde ich um einiges attraktiver. Andererseits ist es dieses Netz, das es mir möglich macht, über Wanderungen zu schreiben oder Testgeräte zu kriegen. Obwohl ich ein kleiner Fisch bin und mir keine Druckpresse leisten kann.

Mir liegt dieses Internet am Herzen: Ein Internet, dass allen die gleichen Chancen bietet. Versteht mich richtig: Ich glaube nicht an das Internet als Heilsbringer. Das Internet schafft nicht Demokratie, es sorgt nicht für vollständige Transparenz und es gibt diesem Blog nicht die gleich laute Stimme wie der Journalistin der NZZ. Das ist in Ordnung so, no bad feelings.

Schnelle Datenautobahnen – nicht mehr für alle

Jetzt gibt es aber Ideen, diese Ungleichheit im Netz zu vergrössern. Die Netzanbieter überlegen, das Netz in zwei Klassen einzuteilen: Ein Webservice kann mehr bezahlen, dann werden seine Daten schneller an Kunden geliefert. Wer nicht bezahlen will, dessen Daten stehen etwas länger auf dem Gleis, sind etwas langsamer unterwegs oder halten häufiger an Kreuzungen.

Die grosse Online-Tageszeitung kauft sich also Zugang zur schnellen Datenautobahn, um ihre Daten an Kunden auszuliefern. Dieser Blog hier würde über die langsame Nebenstrasse fahren, weil sich euer geschätzter Blogger das schnellere Angebot nicht leisten könnte. Das Ergebnis: Ich hätte weniger Leser, mein Google-Ranking wäre schlechter – meine Stimme würde noch etwas leiser werden.

Datennetze sind Infrastuktur wie Verkehr und Energie

Dass dieser Blog weniger gehört wird als die NZZ, liegt nicht nur an der Datenautobahn – wie auch in der analogen Welt: Die Tageszeitung wird morgens um 6 Uhr von einem eigenen Lieferdienst in den Briefkasten gebracht. Die haben Autos, Angestellte und eine logistisch aufwändige Organisation dahinter. Meine Blogartikel hingegen kämen per Briefpost, irgendwann am Vormittag. Die Tageszeitung hat sich diesen Wettbewerbsvorteil mit viel Geld und Energie erarbeitet. Davon soll sie etwas haben – wir leben in einer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft.

Wenn wir aber über Netzneutralität reden, dann diskutieren wir über grundlegende Infrastrukturangebote, die für uns alle von höchster Wichtigkeit sind. Datennetze sind in der Bedeutung auf der gleichen Stufe wie physische Verkehrsnetze oder die Leitungen der Energieversorger. Und es gibt gute Gründe, weshalb wir in diesen Bereichen auf Gleichbehandlung und Diskriminierungsfreiheit achten.

Netzneutralität für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit

Es geht hier um Innovationskraft, um Wettbewerbsfähigkeit und um Chancengleichheit beim Zugang zur Basis-Infrastruktur. Wenn wir auch in Zukunft junge Unternehmen wollen, die mit und dank dem Netz Erfolg haben können, müssen wir dafür die Voraussetzungen schaffen.


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