Mein Homescreen – oder wie ich die Medienlandschaft von morgen verändere

Ein Blick auf den Homescreen meines Tablets erzählt viel darüber, wie sich die Medienwelt verändert. Nicht das mein Homescreen eine Glaskugel oder ich irgendwie schlauer als andere Tabletnutzer wäre. Aber er zeigt, wie ich Medien heute nutze – und das ist ja der Ursprung allen Übels: Ich verhalte mich anders als vor 10 Jahren und bereite damit vielen Medienproduzenten Arbeit und Ungemach. Deshalb hier mal ein Blick zurück in Selbstreflexion und der Versuch, daraus etwas über die Zukunft rauszufinden.

Reihe 1: Die Klassiker

Ziemlich klassische Medien die den Sprung von Print auf mein Tablet geschafft haben. Darunter finden sich drei Bezahlangebote, den Economist lese ich auch in Print. Mit der Paywall wird sich der Tagi wohl nicht mehr hier halten können. Amazons Kindle-App nutze ich nur ab und an, mehrheitlich lese ich auf dem Paperwhite.

Ich lese nicht weniger Zeitung, aber das Angebot hat sich mit der Verfügbarkeit von ausländischen Publikationen massiv vergrössert. Zeitungen geht es heute nicht wegen dem Internet schlecht – sie kämpfen mit der Globalisierung. Auf meinem Tablet ist der Guardian schuld, dass ich weniger Tagesanzeiger lese. Nicht das Internet. Ich lese, hier oder auf dem Kindle, auch mehr Bücher als vor 10 Jahren. Einfach nicht auf Papier. Weil das Buch in Papier einfach keine Vorteile mit sich bringt. Punkt. Ausser es handelt sich um einen Reiseführer (batterieunabhängig), ein Kochbuch (Fettspritzer) oder ein Sachbuch, in dem ich vor- und zurückspringe.

Reihe 2: Was da sonst noch alles im Internet steht

Alle anderen Quellen finden sich in Reihe 2. Und zwar entweder als RSS-Feed abonniert oder durch Social Media gefiltert. Beide Tools, Feedly und Flipboard, tun nichts revolutionäres bzw. nichts, dass ich z.B. nicht auch direkt in Twitter tun könnte. Aber die Darreichungsform ist einfach überlegen. Flipboard ist sehr gut darin, mir Artikel zu präsentieren, die andere Leute per Twitter teilen. Viel besser als Twitter selbst. Dasselbe gilt für Feedly – alles an einem Ort und hübscher präsentiert als manche Originalquelle das tun könnte.

Drum prüfe, wer sich ewig binde. Abos von Fachzeitschriften scheinen mir heute sehr obsolet. Weshalb sollte ich mich mit dem Abo einer Computerzeitschrift auf eine Publikation beschränken, wenn ich dank dem Web unzählige Quellen zu dem Thema finde? Bessere Technologie zum Finden zusammen mit neuen Playern auf dem Markt machen den Fachpublikationen das Leben schwer. Und das wird in den nächsten Jahren noch deutlich schwerer.

Reihe 3: Etwas rumhängen

In dieser Reihe erwische ich mich hauptsächlich beim Stöbern oder beim Rumhängen – entweder mit oder bei Freunden bzw. den Medienangeboten, die sie für mich und den Rest der Welt erstellt haben. Diese Medienangebote, Fotos, Texte oder Filmchen weisen nicht die Qualität traditioneller Medienproduktionen auf – sind aber häufig sehr viel relevanter für mich.

Wiederum das gleiche Problem für Medienproduzenten wie bei den ersten zwei Reihen: Noch mehr Leute buhlen mit ihrem Medienangebot um meine Aufmerksamkeit. Beziehungsweise um mein Zeitbudget, das nun mal beschränkt ist und auch nicht unbedingt grösser wird. Also muss ich Zeitguthaben von einem zum anderen Medienanbieter verschieben.

Reihe 4: Die Audioreihe.

Für Podcasts gilt dasselbe wie für RSS: Eines der am meisten unterbewerteten Features des Internets. Sehr gut recherchierte und aufbereitete Wissenschaftssendungen von SWR2 oder Kultursendungen von SRF2 bilden zusammen eine wirklich grandiose Hör-Sachbuch-Bibliothek. Ausserdem in dieser Reihe: Zwei weitere Bezahlangebote: Spotify und iTunes -bzw. die Fernbedienung für iTunes.

Podcasts müssen auch noch in mein Zeitbudget rein. Das heisst, nicht Podcasts, sondern die Medienangebote von staatlichen Radiosendern. Einfach, weil ich sie nun hören kann, wann ich will. Nicht bloss zum Zeitpunkt der Ausstrahlung. Beim Thema Musik schwanke ich noch zwischen dem Streaming- und dem «Musik besitzen»-Angebot. Bezahlen tu ich für beides, bloss stellt mir bitte die Wohnung nicht mehr voll mit CD’s!

Es ist die Konkurrenz, Stupid

In meiner Jugend konnten wir vier deutschsprachige Fernseh-Sender empfangen. Dann kam das Privatfernsehen, wir hatten 20 Kanäle und haben unsere Aufmerksamkeit entsprechend verteilt. Für den einzelnen Fernseh-Sender blieb weniger Zeit übrig, weil die Konkurrenz grösser wurde. Das ist genau das, was den heutigen Medienproduzenten auch passiert – und das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.


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Kommentare

4 Antworten zu „Mein Homescreen – oder wie ich die Medienlandschaft von morgen verändere“

  1. Avatar von Christoph Hess

    Weshalb ist Quora so prominent platziert bzw. wie nutzt du es? Eher als Person, die antworten sucht, oder als solche, die Fragen beantwortet?

    1. Avatar von Thomas
      Thomas

      Eher als stöbernde Person, die interessiert in den Antworten mitliest; ich bin also wenig aktiv. Allerdings auch immer wieder spannend, was für schlaue Fragen manche Leute haben.

      Im Moment aber keine „systematische“ Verwendung.

  2. […] Ich bin vor kurzer Zeit durch Google+ auf einen Artikel aufmerksam geworden: Mein Homescreen – oder wie ich die Medienlandschaft von morgen verändere […]

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