Fiio X3: Portabler Musikspieler mit Retro-Charme

Musik hört man mit dem Smartphone. Lohnt es sich, einen separaten Audio-Player rumzutragen? Nachdem ich den Fiio X3 ausprobiert habe: Ja.

Portables Audio ist eine feine Sache – überall Musik: 300 CDs immer auf dem Smartphone dabei oder via Streaming-Dienste eine ganze Welt voll Musik in der Hosentasche. Das Problem: Die meisten Smartphones tönen nicht gut. Die Kopfhörer haben heute eine derart hohe Qualität, dass ich mit dem Telefon nicht davon profitiere. Schon gar nicht, wenn man die Musik nicht als MP3, sondern in der CD-Auflösung (16 Bit Auflösung, 44,1 Khz Abtastrate) anhören will. Eine neue Generation von Digital Audio Player (DAP) will das nun ändern – und ich kann glücklich berichten, dass sie ihr Versprechen einhalten. Meine neue Errungenschaft ist ein Fiio X3 aus China.

Wie in den frühen 2000er Jahren

Wie man in unzähligen Reviews (etwa hier, hier oder hier) lesen kann: Von den Features und vom Handling her gesehen bewegt sich der Fiio X3 auf dem Niveau des Jahres 2000. Die Bedienung ist weniger ausgereift als bei dem iPod der ersten Generation: Kein Touchscreen, kein Wheel – vielmehr zwei Schaltwippen und zwei Tasten. Features wie Playlists sucht man vergeblich. Der Bildschirm ist klein, das ist aber nicht schlimm: Sobald ein wenig (Sonnen-)Licht drauf fällt, sieht man sowieso nichts. Die Firmware (2.1) ist nicht ganz bug-frei. Man gewöhnt sich schnell an, eine Büroklammer für den Hard Reset dabei zu haben.

Umwerfender Sound

Das grosse Aber: Der Fiiox X3 tönt super. Es macht Spass, damit Musik zu hören. Soundqualität ist ja eine grösstenteils sehr subjektive Sache und das Geschwurbel der professionellen Audio-Kritiker liegt mir nicht. Aber wenn ich beginne, mit dem Fiio  X3 Musik zu hören, habe ich immer so ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht. Sobald man den Kopfhörer drin hat und die Musik läuft, vergisst man die mühsame Bedienung.

Richtige Kopfhörer kaufen

Zwei Bedingungen gibt’s dazu: Erstens eine entsprechenden Kopfhörer. Ich nutze meistens den SE535 von Shure, ein In Ear-Monitor. Das sind die Dinger, die man sich gefährlich tief ins Ohr bzw. in den Kopf drückt. Hat den Vorteil, dass Aussengeräusche etwa im Zug draussen bleiben. Dafür darf man nicht gleichzeitig einen Apfel essen, weil die eigenen Kaugeräusche ständig kleine Explosionen in den eigenen Ohren verursachen. Nutzt man einen «normalen» Beipack-Kopfhörer, läuft man Gefahr, die Vorteile des Fiio X3 gar nicht ausnutzen zu können.

Lossless hören

Ausserdem braucht der Fiio X3 Musikdateien, die in entsprechenden Formaten vorliegen: MP3 (komprimiert und verlustbehaftet) mit mindestens 320kbs oder Lossless Formate (komprimiert und verlustfrei), wie ALAC oder FLAC. Offenbar wenig bringen die so genannten Hi Res-Files, also hochauflösende Musikformate. Ich habe es in Blindtests nicht geschafft, die Qualität zwischen normaler CD und Hi Res-Files (wie etwa auf SACD oder DVD-A) unterscheiden zu können. Studien scheinen dies zu belegen, aber wie in Audio-Kreisen üblich tobt ein Glaubenskrieg.

Die kleine Hifi-Anlage für unterwegs

Der Fiio X3 ist ein Einsteigermodell, mit rund 250 Franken nicht übermässig teuer. Dazu kommen noch Micro SD-Karten, der Fiio X3 bringt nur 8 GB internen Speicher mit. Der Kopfhörer schlägt mit 400 bis 500 Franken zu Buche – ist aber jeden Franken wert. Das tönt nach viel Geld, ist aber ziemlich günstig: Eine entsprechende Home-Audio-Anlage dürfte rasch um die 5000 Franken kosten. So gesehen wird Portable Audio zum günstigen Hifi-Vergnügen für den kleinen Mann.

Ein kleiner, aber feiner Markt

Der Markt mit höherwertigen portablen Audio-Player wird eine Nische bleiben – aber eine dynamische. Fiio hat bereits ein weiteres Modell auf den Markt gebracht, den X5 (natürlich teurer). Iriver hat mit Astell & Kern eine neue Submarke geschaffen und den AK100 MKII (999 Franken), den AK120 (1699 Franken) und den AK240 (für *hüstel* 2990 Franken) im Sortiment. Ich finde es spannend, wie sich hier kleine Unternehmen aus China und Korea als Marktführer etablieren, mit durchaus innovativen Produkten, für die sich ein kleiner Kreis von offenbar sehr zahlungskräftigen Kunden findet. Sony hat für dieses Segment das «Walkman»-Label hervorgeholt und abgestaubt. Mit dem Sony NWZ-ZX1 (Review bei WhatHifi) ist ein Lossless-Player erschienen, der unter Android 4.1 läuft.

Produktseite des X3 bei Fiio
Der Fiio X3-Thread bei Head-Fi
Der Review-Thread bei hifi-forum.de
Fiio X3 kaufen, z.B. bei meinem Händler um die Ecke (hat auch einen Online-Shop)

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Fiio X3
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Kommentare

Eine Antwort zu „Fiio X3: Portabler Musikspieler mit Retro-Charme“

  1. […] wir zum Punkt bzw. zur Klangqualität: Beide Player klingen umwerfend. Meinen eigenen Fiio X3 habe ich schon in mehreren Shootouts gegen Smartphone und iPod Classic antreten lassen, die beiden […]

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